*Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen: Triebkräfte für Nachhaltigkeit und Transformation im Mittelstand*
By Anja Fordon, EMEA Redakteurin
Im Interview spricht Jens Löhmar, Workdays CTO für Kontinental und DACH, über die Potenziale und ethischen Herausforderungen von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) in Unternehmen. Er betont die Rolle dieser Technologien bei der Bewältigung des Fachkräftemangels, der Unterstützung des Mittelstands bei der digitalen Transformation und der Förderung von Nachhaltigkeit.
Inmitten der raschen technologischen Fortschritte, die den Unternehmenssektor prägen, stehen künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) im Mittelpunkt vieler Diskussionen. Entscheidungsträger und Thought Leader erkunden nun ihr Potenzial, ihre Herausforderungen und die bemerkenswerten Möglichkeiten, die sie für die Zukunft der Geschäftswelt eröffnen.
Jens Löhmar, Workdays CTO für Kontinental und DACH bringt uns eine einzigartige Perspektive auf dieses spannende Thema. Mit seiner langjährigen Erfahrung und profunden Kenntnissen der Technologien hinter KI und ML beleuchtet er die ethischen Aspekte ihrer Anwendung, die praktischen Anwendungsfälle, die zur Verbesserung der Unternehmensleistung führen können, und wie diese Technologien Unternehmen bei der Bewältigung drängender Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel unterstützen können. Gewinnen Sie neue Einblicke in die sich ständig weiterentwickelnde Welt der KI und ML.
Künstliche Intelligenz in Unternehmen und der Einsatz von maschinellem Lernen sind die Schlüsselbegriffe des Jahres. Alle reden darüber, machen sich Gedanken, versuchen diese Technologien und ihre Auswirkungen einzuschätzen. Was begeistert Führungskräfte und Experten ganz besonderes, wenn es um diese neuen Technologien geht?
Angesichts der aktuellen Marktentwicklungen gewinnen Technologien wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen erheblich an Aufmerksamkeit. Sie sind in jedem Unternehmen präsent und stehen auf der Agenda jedes Entscheidungsträgers. Es ist faszinierend zu sehen, dass unsere langjährige Arbeit bei Workday in diesen Bereichen - wir beschäftigen uns seit über zehn Jahren mit maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz - nun eine viel größere Aufmerksamkeit und Anerkennung erhält.
Welche konkreten Anwendungsbeispiele siehst du für diese Technologien?
Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen zielen immer darauf ab, Effizienzen zu schaffen und Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten. Ein potenzielles Anwendungsfeld sehe ich in der "Employer Experience", wo diese Technologien dazu genutzt werden können, Ereignisse vorherzusagen und somit das Benutzererlebnis zu verbessern.
Ein weiterer wichtiger Einsatzbereich liegt in der Entscheidungsfindung: Durch Bereitstellung besserer Informationen können Entscheidungen positiv beeinflusst werden. Dies bedeutet, dass Entscheidungsträger proaktiv und auf erweiterte Weise mit den notwendigen Informationen versorgt werden.
Trotz aller technologischen Entwicklungen ist es jedoch wichtig zu betonen, dass der Mensch immer im Zentrum aller Überlegungen und Anwendungen stehen wird und sollte.
„Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen zielen immer darauf ab, Effizienzen zu schaffen und Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten.“
Jens Löhmar, CTO Kontinental und DACH, Workday
Welche Hürden gibt es bei der Implementierung und auch bei der Adaption von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning?
Wir kommen hier auf das wichtige Thema der "ethischen KI" zu sprechen, das aktuell den Markt stark beschäftigt. Es gab in der Vergangenheit viele Beispiele, in denen Anbieter in unpassende Use Cases investiert haben und Machine Learning-Algorithmen unerfreuliche Ergebnisse hervorbrachten, wenn sie einfach ihren Lauf nahmen. Deshalb benötigen solche Technologien stets ethische Überlegungen und ein Trust-Programm.
Bei Workday legen wir großen Wert auf ethische Grundsätze bei der Entwicklung von Machine Learning-Algorithmen. Der Mensch muss stets im Mittelpunkt stehen und diese Überlegung muss von Anfang an in die Planung einfließen.
Wenn wir uns fragen, in welchen Bereichen wir Potenzial sehen, spielt die Auswahl der Use Cases und deren Gestaltung eine entscheidende Rolle. Unser Ziel ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Aufgaben besser und effizienter zu erledigen und damit insgesamt zu einer besseren Gesellschaft beizutragen.
Wie siehst du die Rolle von Technologien wie künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen im Kontext von Nachhaltigkeit? Inwiefern könnten diese Technologien zu einer verstärkten Nachhaltigkeitspolitik in Unternehmen beitragen und dabei helfen, ökonomischer damit umzugehen? Gibt es bereits praktische Anwendungsbeispiele für diesen Einsatz?
Nachhaltigkeit ist in der Tat ein bedeutendes und weltweites Thema, das nicht nur für Deutschland spezifisch ist. Mit neuen Gesetzgebungen und legislativen Änderungen rückt Nachhaltigkeit immer mehr in den Vordergrund. Als Unternehmen hat Workday schon seit längerem in diesem Bereich gearbeitet und strebt eine neutrale Position in seinen Aktivitäten an.
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Ein wichtiges Element unserer Arbeit ist die Nutzung unserer eigenen Dienstleistungen und die Verarbeitung großer Datenvolumina. Dafür benötigen wir eine umfangreiche Infrastruktur, einschließlich Servern, die diese Last bewältigen. Hier kommt Machine Learning und Künstliche Intelligenz zum Einsatz: Wir analysieren die Belastungsverläufe aus der Vergangenheit, um zukünftige Trends zu projizieren und die Serverkapazitäten in unseren eigenen Rechenzentren entsprechend hoch- und herunterzufahren.
In Zukunft wird diese Kapazitätsanpassung durch die Public Cloud noch weiter unterstützt. Das ist ein konkretes Anwendungsbeispiel, wie wir durch das Hoch- und Herunterfahren unserer Serverkapazitäten direkt Einfluss auf den Energieverbrauch nehmen und damit zur Nachhaltigkeit beitragen.
Wie bewertest du die aktuelle Herausforderung des Fachkräftemangels im Kontext der zunehmenden Sorge vieler Menschen, dass künstliche Intelligenz Arbeitsplätze ersetzen könnte?
Dies ist ein äußerst interessanter Bereich und ich glaube, es herrscht eine weit verbreitete, aber größtenteils unbegründete Angst in der Gesellschaft und in den Unternehmen. Angesichts der demografischen Entwicklung der kommenden Jahre und Jahrzehnte ist klar, dass der Fachkräftemangel eine echte Bedrohung für unsere Wirtschaft darstellt, einfach weil wir nicht genug Arbeitskräfte haben.
Genau hier kann die Künstliche Intelligenz zusammen mit maschinellem Lernen einen Mehrwert bieten, insbesondere bei der Effizienzsteigerung. Sie können Routineaufgaben unterstützen und somit Arbeitskräfte entlasten. Dadurch wird Zeit für strategische und andere Aufgaben frei, was einen wesentlichen Effekt darstellt.
Der Einsatz von AI und ML kann daher einen sehr positiven Beitrag leisten, um langfristig als Wirtschaftsstandort und -nation konkurrenzfähig zu bleiben. Es geht nicht darum, Menschen zu ersetzen, sondern sie zu unterstützen und ihre Fähigkeiten effizienter zu nutzen.
Wie siehst du die Rolle von Technologien wie künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen in Bezug auf die Transformation des deutschen Mittelstands, dem Rückgrat unserer Wirtschaft? Inwiefern können diese Technologien den Mittelstand unterstützen?
Technologien können den Mittelstand definitiv unterstützen. Wenn man sich jedoch den Mittelstand genauer anschaut, sieht man ein sehr heterogenes Bild. Einerseits haben wir Tech-Startups, die sehr technologieaffin sind und für die digitale Transformation kein neues Konzept darstellt, da sie als "Digital Natives" gelten. Andererseits gibt es traditionellere oder konservativere Branchen, in denen der Mittelstand seit Jahren oder Jahrzehnten tätig ist und für die die digitale Transformation eine große Herausforderung darstellt.
Bevor wir also über KI und maschinelles Lernen sprechen, geht es darum, eine digitale Grundlage für das Geschäft zu schaffen. Hier kann Workday zunächst einen ganz anderen Nutzen stiften, indem Unternehmen auf eine einheitliche Plattform für Personalwesen und Finanzen gebracht werden. Dies ist der erste wesentliche Schritt, um erste Effizienzsteigerungen zu erzielen, Informationen zu gewinnen und den Überblick zu behalten.
Die Förderung der Interaktionen der Endnutzer über dieses sogenannte "System of Record" ist dann der nächste Schritt. Langfristig ist es ein Vorteil eines Anbieters wie Workday, dass Unternehmen nahtlos in die Technologierevolution einsteigen und die neuen Funktionalitäten in KI und ML nutzen können, um ihr Wachstum noch besser und effizienter zu gestalten.
„Es geht nicht darum, Menschen zu ersetzen, sondern sie zu unterstützen und ihre Fähigkeiten effizienter zu nutzen.“